Schwarzmeer-Tour 2008

Unsere Tour 2006

verlief durch die Slowakei, die ukrainischen Waldkarpaten und die Maramures in Rumänien.
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Unsere Tour 2007

führte über Polen und Kaliningrad durch das Baltikum, Finnland bis St.Petersburg und über die masurischen Seenplatte ging es zurück in die Heimat.
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Vorbildcharakter

John Bradshaw und Dic, seinen Begleiter, lernten wir auf der Überfahrt zur Krim auf der Fähre kennen. Auch sie waren mit Ihren Motorrädern unterwegs. Wir trafen uns zufällig auf der Krim und auf der Fahrt nach Odessa noch einmal. John war 72 Jahre alt, sein Begleiter 68. Zu Weihnachten 2009 erreichte mich eine Mail von John mit einem Link zu seiner Motorradtouren-Seite.

Seine diesjährige Tour (2009) ist der Hammer. Von Wales nach Peking, in zehn Wochen - Hut ab John!

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In der Türkei - Fahrt von der Grenze zum Bosporus

Wichtig zu wissen!

Wie ich erst im Nachhinein erfahren habe, dürfen Motorräder in der Türkei außerhalb geschlossener Ortschaften 90 km/h und auf Autobahnen und Schnellstraßen 80 km/h fahren. Die Strafen sollen recht knackig sein und es wird auch auf der Autobahn kontrolliert. Wir hatten das Glück der Ahnungslosen und kamen in keine Radarkontrolle.

Für einen Motorradurlaub in der Türkei finden Sie hier mehr Informationen:
http://www.antalya-in.de/mit-dem-motorrad-durch-die-turkei-so-planen-sie-ihre-reise-sorgfaltig/

Grenze zur Türkei

So reisten wir in die Türkei ein. Hier langte ein Vorfahren und ein Zeigen der Ausweise nicht mehr. Wir mussten die Motorräder abstellen, und im Zollgebäude mehrere Kontrollstellen anlaufen. Personenkontrolle, Fahrzeugpapiere und Kontrolle der Grünen Versicherungskarte! Das war bei mir ein Problem. Als Kunde der AXA- Versicherung war ich Versicherungsnehmer zweiter Klasse. Bei mir war das Länderkürzel TR durchgeixt. Zwar hatte ich bei der Beantragung der Grünen Versicherungskarte meine Reiseroute erzählt, aber das aus-x-en ist wohl standardmäßig so vorgesehen. Ich musste also an einem Extraschalter eine Versicherungspolice für den Versicherungsschutz in der Türkei abschließen. Gut dass wir während der werktäglichen Öffnungszeiten kamen, sonst hätten wir an der Grenze bis zum nächsten Tag oder dem nächsten Werktag warten können, AXA sei Dank!
Nach etwa einer Stunde hatten wir die Grenze hinter uns.

Unser Tipp

Vorher kontrollieren, ob auf der Grünen Versicherungskarte das Länderkürzel TR ausge-x-t ist. Sollte dem so sein, unbedingt mit der Versicherung Kontakt aufnehmen und sich eine Karte schicken lassen, die den Versicherungschutz für die Türkei enthält.

Ein kleiner Ort mit Minaret

Landschaftlich änderte sich erst einmal nicht viel, außer dass in jedem Ort durch den wir kamen, statt Kirchen, Minarette standen. Sonst war der Unterschied kaum auszumachen. Die Straßenverhältnisse besserten sich nach der Baustelle, die auf türkischer Seite bis zur Grenze reichte. Sicherlich eine gute Idee die Trassenführung zu vereinfachen.
Je weiter wir nach Süden kamen, desto kahler und felsiger wurden die Berge. Es herrschte kaum Verkehr auf der Straße. Vor Kirklareli fuhren wir ein Restaurant an, dass am Wegrand lag und aßen zu Mittag.

Dann konnte es gestärkt weitergehen. Wir entschlossen uns, nicht die Autobahn nach Istanbul zu fahren, sonder parallel dazu auf der Landstraße. Wir wollten auch nördlich bleiben, um von oben nach Istanbul einzufahren und damit die Straße am Bosporus entlang zu fahren um so zum Goldenen Horn zu gelangen. Irgendwo verfuhren wir uns aber, da wir nur eine Google-Maps Karte für den europäischen Teil der Türkei hatten.

Auf der Autobahn vor Istanbul

Als wir das erstemal in der Türkei tanken mussten, wussten wir das die Benzinpreise bisher eher günstig waren. Umgerechnet EUR 1,70 kostete der Liter Eurosuper. Da macht das Tanken so richtig Freude. Die Höhe der Spritpreise war uns allerdings schon vorher aus anderen Reiseberichten bekannt.
Nach weiteren 100 Kilometern fragten wir an einer Tankstelle nach, wo wir uns auf der Karte befinden würden. So richtig konnte uns das keiner zeigen. Ein Autofahrer bot sich an vor uns herzufahren bis wir auf dem richtigen Weg wären. So kamen wir zu einer Autobahnauffahrt. Dort standen Ticketautomaten, aber auf dem Schild, welches dazu angebracht war, konnten wir kein Motorrad erkennen. Wir zogen daher kein Ticket und fuhren auf die Autobahn auf.

Wir erreichten relativ schnell nun die ersten Vororte von Istanbul und schließlich die ersten Stadtteile. Das Verkehrsaufkommen war sehr hoch und der Fahrstil eher rücksichtslos. Man musste seine Augen einfach überall haben.
Dann kam die Stunde der Wahrheit. Die Autobahnspuren wurde an Kassenhäuschen vorbeigelenkt. Wir entschieden uns für eine Spur mit Funksignalschild, da wir vor uns einen Motorradfahrer sahen, der dasselbe tat. Es schrillte kurz der Alarm, dann schaltete das Licht auf grün. Wir fuhren einfach weiter und schauten hinter uns, ob jemand hinter uns herkäme. War aber niemand zu sehen.

Tor der früheren byzantinischen Stadtmauer

Jetzt mussten wir noch an der richtigen Aussfahrt abfahren, aber welche war das? Wir entschieden uns für ein Abfahrtschild auf dem "Topkapi" stand. Nach einigen Straßen links und rechts standen wir vor einem Tor der früheren byzantischen Mauer. Walther erinnerte sich, das er hier vor ein paar Wochen gewesen war, als er von einem Urlaub aus Nord-Zypern zurückkam und den Aufenthalt zwischen den Flügen in Istanbul für eine Stadtrundfahrt nutze. So konnte er uns zum Glück sagen wie wir fahren mussten, um auf die Straße zu kommen, die am Meer entlang führt.

Es war der richtige Weg und nach 1-2 Kilometer konnten wir das Meer sehen. Nun ging es am Meer entlang in den Stadtteil Sultanahmet, der das Goldene Horn umfasst. Bei der Reisevorbereitung hatte ich hier das "Hotel Rose" gefunden, zu dem wir nun fahren wollten.
Nach einer kurzen Fahrstrecke auf der Uferstraße kam das Hinweisschild "Sultanahmet" sowie "Ayasofia", dem wir folgten und abbogen um durch einen Mauerdurchbruch der ehemaligen Stadtmauer in dem Stadtteil zu gelangen.

Nach ein paar Metern standen wir bereits vor dem Hotel. Ich ging hinein um nach Zimmern zu fragen. Was mich jedoch gleich davon abhielt, war der Hinweis auf großen, roten Schildern, dass es verboten war Essen und Trinken mit auf das Zimmer zu nehmen. Diese Freiheit wollten wir uns allerdings nicht nehmen lassen und so schauten wir uns nach einem anderen Hotel um.

Das Hotel Albatros

Nur ein paar Meter weiter auf der anderen Seite des Platzes wurden wir bereits fündig. Dort war das "Hotel Albatros". Hier gab es kein Verbotsschild und der Preis von EUR 60,- pro Tag für das Dreibettzimmer war eigentlich ganz ok. Der Nachteil war aber, das für diese Nacht kein Dreibettzimmer mehr zur Verfügung stand und wir uns für die eine von ingesamt drei Nächten, die wir hier verbringen wollten, mit einem Zweibettzimmer mit Zusatzliege zufrieden geben mussten.

Egal, das Hotel lag sehr günstig und hatte Klimaanlage, Fernseher und Kühlschrank.
Wie günstig es wirklich lag entdeckten wir bei unserem Abendspaziergang. Zur Hagia Sofia (Ayasofya) und zur Blauen Moschee waren es nur 10 Minuten Fußmarsch.

Auf dem Rückweg schlenderten wir gemütlich um den Basar herum und kamen wieder auf die Parallelstraße unseres Hotels. Wir setzten uns an einen Tisch im Freien vor einem Dönerlokal und bestellten Dönerteller. Man sollte wissen, dass die Knoblauchsauce extra zu bestellen ist. Zu dem Döner gab es anatolisches Brot, dampfend aus dem Ofen, dass allmählich beim Abkühlen zusammensank und einen herrlichen butterigen Geschmack hatte.
Dazu tranken wir die anscheinend einzige Biersorte die es überall in Istanbul gibt, "Efes"-Bier. Am morgigen Tag wollten wir uns rund um das Goldene Horn ein wenig umsehen, zu Fuß.

gefahrene Tageskilometer: 426

Dienstag, der 3. Juni 2008 (7. Reisetag)

Unsere Motorräder parkten in einer Nebenstraße

Nach dem wir uns versichert hatten, dass unsere Motorräder noch vorhanden waren, die in einer Seitenstraße vor unserem Fenster parkten, nahmen wir ein ausgiebiges Frühstücksbuffet ein.
Wir hatten jetzt ingesamt zwei Tage in Istanbul und einen Tag auf dem Meer vor uns, an denen wir uns von dem Ritt erholen konnten. Also konnten wir alles gemächlich angehen. Wichtig war nur in der Reiseagentur von Herrn Turgut Bora unser Fährticket nach Sevastopol abzuholen und zu bezahlen. Die Agentur lag im Stadteil Karaköy, direkt gegenüber vom Fährhafen, in der Nähe des internationalen Hafens. Ansonsten standen Besichtigungenn auf unserem Programm. Damit starteten wir auch wieder ganz in der Nähe. Als erstes Stand die Blaue Moschee, oder auch Sultan Ahmed Moschee genannt, auf unserer Liste

Von der Blauen Moschee kommt man durch einen schön angelegten Park mit Wasserspielen zur ehemligen Krönungskirche der Byzantiner, der Hagia Sofia. Einem monumentalem Bau, der später als Moschee genutzt wurde und heute ein Museum ist.

Links eine Karte des ehem. byzantinischen Reiches und der Stadtanlange von Byzanz.

Rechts ein Weitwinkelbild um die Höhe des Bauwerks anzuzeigen

Die Endstation des Orient-Express

Von hieraus liefen wir den Hügel, auf dem die beiden Bauwerke stehen, hinab zum Meer, wo sich der Fährhafen befindet. Auf dem Weg dahin kamen wir noch an einem anderen, bekannten, nostalgischen Bauwerk vorbei, der Endstation des Orientexpress, der heute noch von Paris über den Balkan nach Istanbul fährt. Nach einem halbstündigen Fußmarsch erreichten wir dann das die Uferanlage und konnten von hier die Europabrücke über den Bosporus sehen. Am nächsten Tag war dann geplant über die diese Brücke nach Asien zufahren.
Ein kleiner Ritt für uns - ein unbedeutender für die Menschenheit, um es mit Neil Armstrong zu sagen.

Hier am Fährhafen war richtig was los. Uns empfing ein riesiges Menschengewimmel, Verkäufer versuchten Schiffstouren durch den Bosporus an den Mann oder die Frau zu bringen. Menschen wollten per Fähre zurück in ihren Stadtteil. Auch in der Meerenge selber herrschte ein starker Schiffsverkehr.

Blick auf das internationale Hafen-Terminal

Im Stadteil Karaköy, den wir auf einer Brücke über einen toten Bosporusarm erreichten, lag der internationale Hafen und in der Nähe das Büro der Agentur Legestourizm, bei der wir unsere Tickets nun bezahlen und abholen wollten. Die kleine Straße war gar nicht so einfach zufinden. Wir liefen erst einfach daran vorbei, bis wir wieder umkehrten und genauer hinsahen.

Als wir in die Straße einbogen und jetzt die Hausnummer suchten, rief es von einem Fenster im ersten Stock schon "Herr Goldbach ??!!!" herunter. Er zeigte dazu auf die Eingangstür in einem Seitenteil des Gebäudes, durch die wir in das Treppenhaus gelangten. Wir hatten es gefunden.

Der Preis für die Überfahrt sollte $ 170,- pro Person kosten. Durch die steigenden Ölpreise waren jetzt allerdings $ 175,- daraus geworden. Der Überfahrtspreis für die Motorräder von $ 150,- pro Fahrzeug sollte dann direkt auf dem Schiff bezahlt werden. Das Schiffe läge schon seit Montag im Hafen und wir könnten es von der anderen Seite, dem Fährhafen aus sehen. Uns interessierte jetzt natürlich, wie unser Seelenverkäufer aussah. Als wir wieder auf der anderen Seite der Brücke angekommen waren, versuchten wir herauszufinden, welches Schiff wohl die Sevastopol II wäre.

Gegenüber der Straße vom Fährhafen, liegt ein großer Basar. Wir bummelten durch die engen Gänge und ließen uns von den Gerüchen der Gewürze betören und genossen das vielfältigen Angebot an Dingen, die man braucht oder glaubt, brauchen zu müssen. Das war ein echtes Stück Orient mit einem unlaublichen Menschengewimmel das uns in seinen Bann zog.

Nach einem langen Spaziergang

Nach dem wir den Basar hinter uns gelassen hatten, versuchten wir die Richtung zu unserem Hotel zu finden. Es war früher Nachmittag und wir setzen uns auf die Aussenbestuhlung eines Restaurants. Gegenüber unserem Blickfeld lag ein Gebäude mit viel Betrieb. Taxis hielten, Menschen stiegen ein und aus, wie wir herausfanden war es wohl das Gerichtsgebäude. Hier tranken wir einen Schoppen gegen den Durst, den zweiten gegen ... keine Ahnung und so weiter ...

Letztendlich erreichten wir unser Hotel und ich machte ein kleines Mittagsschläfchen. Walther und Manfred hielten während dieser Zeit lieber Ihren Alkoholspiegel auf gleicher Höhe.

Am frühen Abend machten wir uns auf den Weg um ein Restaurant zu suchen. Der Weg führte wieder die Parallelstraße hoch aber diesmal links in eine Parkanlage neben der Blauen Moschee. Hier waren antike Bauelemente ausgestellt wie ein ägyptischer Obelisk. Am Ende stand dann der Kaiser-Wihelm-Brunnen, den der Führer des deutschen Reiches dem Führer des osmanischen Reiches schenkt. Hintergrund war der Vertrag über den Bau einer Eisenbahnlinie, die bis in den Jemen führen sollte. Bis Syrien verkehren heute noch Züge auf dieser Strecke.

Zwei Gäste auch aus Mühlheim/M

Keines der Restaurant sagte uns dort oben aber wirklich zu. So liefen wir durch kleine Straßen wieder Richtung Meer. Wir machten Rast in kleinem kleinen Lokal um ein Bier zu trinken. Wir hörten zwei Gäste sich in deutsch unterhalten, so dass wir schnell mit Ihnen ins Gespräch kamen. Beide kamen auch aus Mühlheim/M und arbeiten hier bei einem ansässigen Reifenservice. Sie empfahlen uns einen Platz in der Nähe vom Ufer, wo es Fischrestaurants gäbe. Wir machten uns also auf den Weg dorthin, als wir unterwegs auf einen älteren, türkischen Mann stießen, den wir nach dem Weg fragten. Er gab an, früher als Architekt in Deutschland gearbeitet zu haben und freue sich uns dorthin zu bringen, denn er kenne sich gut aus und wisse wo es gut und preiswert ist. So folgten wir ihm und er erzählte auf dem Weg von seinem Leben.

Wir wählten jeder eine kleine Vorspeise und wollten dann aber nichts von der Bedienung empfohlen bekommen, sondern die Speisekarte sehen. Plötzlich trat ein anderer Gast an unseren Tisch und sprach unseren "Führer" an, er hätte ihnen (seiner Frau und ihm) doch diese Lokal als günstig empfohlen und jetzt solle er für zwei Gläser Rotwein EUR 24,- zahlen. Da ging uns ein Licht auf.
Hier jedenfalls wollten wir nichts mehr essen. Der Alte merkte, dass er durchschaut war, als wir die Rechnung verlangten, die für das bißchen Vorspeisen und drei Bier recht üppig ausfiel (etwa EUR 40,-) - klar man verlangte hier sogar pro Person eine Tischgebühr und das Brot zum Essen war auch nicht im Angebot!!!
Wir ließen den alten Verbrecher sitzen, seine Provision fiel wohl jetzt geringer aus. Es reichte ja schon, dass er eine Vorspeise und einen Raki bestellt hatte, was wir zahlen sollten, als Führungsgebühr sozusagen.

Einer von den vielen, kleinen Einkaufsläden

So schnell wird man über die Rolle gezogen. Der Kampf ums Überleben bei dieser Mitbewerberzahl macht die Inhaber wohl erfinderisch und was gibt es besseres als einen Schlepper, der Touristen anquatscht und sie direkt in ihre Fänge führt. Das Erwachen kommt dann erst mit der Rechnung.
Da waren die kleinen Restaurants im Viertel, in dem unser Hotel lag, mit offen ausgestellten Preistafeln doch die Seriöseren. Uns war jedenfalls das Essen vergangen. Unterwegs nahmen wir noch ein paar Bierdosen von einem der vielen, kleinen Einkaufsläden mit. Es scheint so, dass hier das Sortiment eines Supermarktes auf engstem Raum komprimiert ist. Jedenfalls gibt es alles und das auch noch bis spät abends.

Heute ging es früh zu Bett, nicht weil die beiden anderen bereits genug intus hatten, wir wollten am nächsten Morgen um 6 Uhr aufstehen, um Bilder von uns mit den Motorrädern vor der Blauen Moschee ohne riesige Touisten-Schwärme im Hintergrund zu machen.

gefahrene Tageskilometer: 0 (außer 20 Kilometer zu Fuß durch Istanbul)

Mittwoch, der 4. Juni 2008 (8. Reisetag)

Wie geplant standen wir um kurz nach 6 Uhr auf, machten uns ein wenig frisch und zogen uns an. Den beiden ging es an diesem Morgen den Umständen entsprechend. Kurz vor sieben standen wir dann mit unseren Motorrädern vor der Blauen Moschee und machten Bilder. Ein Passant den wir fragten ob er uns fotografieren könne, machte dann Bilder auf denen wir zu dritt zu sehen sind.

Dann fuhren wir auf der anderen Seite den Hügel runter zum Fährhafen, um auf der Küstenstraße, an der ehemaligen byzantinischen Stadtmauer entlang, wieder zu unserem Hotel zukommen. Die beiden brauchten noch einen Nachschlag an Schlaf.

Blick vom Hoteldach

Nach dem Frühstück zogen sich Walter und Manfred für ein Nickerchen ins Zimmer zurück. Ich nahm mein Buch, das ich mir für die Reise mitgenommen hatte (Precht: "Wer bin ich und wenn ja wie wie viele") und setzte mich erst auf den "Dachgarten" des Hotels um ein bisschen zu lesen. Da es sich jedoch nicht wirklich bequem auf der Holzkiste saß, ging ich einen Stock tiefer in den "Wintergarten", der gerade am Entsehen war. Hier stand ein Sofa auf das ich mich legen konnte. Das war schon wesentlich bequemer.

Zufahrt zur Europa-Brücke

Mittags starteten wir dann zu unserem Ausflug über die Europa-Brücke in den asiatischen Teil Istanbuls. Dazu mussten wir wie gestern über die Brücke nach Karaköy. Wir wollten schon einmal schauen, wo wir am nächsten Tag in den Hafen einfahren sollten. Dann folgten wir der Straße am Bosporus entlang, bis eine große Straße rechts einen Berg hochführte, der wir folgten. Diese Straße war die Zufahrt zur Brücke.

Bis wir auf die Brücke kamen, mussten wir erst noch den Stau vor der Brücke hinter uns bringen. Es war schon eine bombastische Aussicht, die wir von hier oben auf den Bosporus und die Stadt hatten.

Die Zahlstation auf der anderen Brückenseite passierten wir wie gehabt. Die Sirene ging an, dann folgte das grüne Licht. So ganz wohl war uns allerdings nicht. Wir hatten Angst morgen bei der Ausreise ein großes Ticket für das Durchfahren zu bekommen. Wir fragten also in einer Polizeistation nach, doch der Beamte beruhigte uns. Motorräder brauchen nichts zu zahlen. Wir drehten hinter der Brücke um und fuhren jetzt gelassen zurück.

Dann ging es durch das Verkehrschaos wieder auf die Uferstraße und zurück nach Sultanahmet. Auf unserem Weg kamen wir noch am Presidenten-Palast vorbei.

Wieder angekommen am Fährhafen beschlossen wir uns außen in ein ein Restaurant direkt gegenüber dem Basar zusetzen und die Seele baumelnzulassen. Von hier ließ sich das Treiben vor Bazar und Fährhafen gut beobachten. Auf die Toilette zu gehen war ein in diesem Haus ein Erlebniss, nachdem was wir uns auf der Tour so alles für WCs schon ansehen mußten.
Die Preise für Wasser und Salat waren sogar gegenüber dem Nepp-Schuppen vom Tag vorher eher zivil und günstig und der Service erstklassig. Eine Tischgebühr verlangte auch niemand
Dann ging es zurück ins Hotel

Entspannen im Park

Am Nachmittag liefen wir wieder zu Fuß in einen nahegelegen Park und setzen uns auf eine Bank. Es klang schon faszinierend, wenn zur Gebetsstunde die moslemischen Pfarrer von allen Minaretts eine andere Sure über Megaphon singen lassen. Wie ein großer Chanon klingt das.
Was uns überhaupt zum Thema Glaubensunterschiede aufgefallen ist: Fast 75% der Frauen in Istanbul tragen Kopftuch. Europäisch sieht das wirklich nicht aus und auch die Lebensweise ist doch deutlich unterschiedlich von unserer. Männer leben in der Männerwelt und Frauen in der Frauenwelt. Da gibt es wenig Berührungspunkte.
Der Eindruck, den wir von der Türkei gewonnen haben, ist der, dass Istanbul genausoviel oder sowenig modern ist wie Anatolien. Der islamische Ruck ist nicht zu verkennen.

Am Abend kehrten wir in einem kleinen Lokal in der Nähe des Parks ein. Der Wirt sprach etwas deutsch und übersetze uns seine Speisekarte. Es schmeckte alles sehr lecker. Da er kein Bierausschank hatte, tranken wir einen Tee nach dem Essen. Das Preisleistungsverhältnis stimmte und auch der Service. So klang der Abend im Hotel mit einem deutschen Proll-TV-Sender und paar Bieren aus. War aber interessant, die deutsche Nachrichten und die Wetterkarte zu sehen. Während wir hier 35° Grad hatten, gab es in Deutschland nichts als Regen; war also genau der richtige Zeitpunkt für unsere Reise.

gefahrene Tageskilometer: 29

Donnerstag, der 5. Juni 2008 (9. Reisetag)

Unser letzter Tag in Istanbul war angebrochen. Wir sollten spätestens um 13.00 Uhr auf der Fähre einchecken aber bis dahin war aber noch viel Zeit. Unser Gepäck konnten wir im Hotel unterstellen, da ja das Zimmer geräumt werden musste.

So gingen wir nach dem Frühstück am Ufer des Bosporus spazieren. Auch hier, wie auf der Brücke über den Meeresarm nach Karaköy, stand ein Angler neben dem anderen auf der Jagd nach kleinen Fischen.

Als wir uns draußen in ein Uferlokal setzten, kam ein junger Schuhputzer des Weges und wollte uns seine Dienstleistung aufschwatzen. Wir erklärten ihm, dass unsere Schuhe nicht geputzt werden mussten, die Motorradstiefel schon gar nicht. Lediglich Manfred ließ sich erweichen. Der Junge wollte lediglich unsere Cent-Münzen, ansonsten sei es kostenlos. Er steckte die Münzen ein und polierte die Schuhe, dann öffnete er seine Dose Fettdose und machte weiter. Als er fertig war, wollte er für die Creme Geld. Wir erklärten ihm, dass er kostenlos putzen wollte, aber er bestand darauf, dass die Creme Geld kosten würde. So ging die Diskussion minutenlang hin und her, bis schließlich der Gastwirt mit dem Jungen ein paar Worte wechselte. Er legte die Münzen zurück und zog seiner Wege.

Die Rezeption des Hotels

Im Hotel holten wir mittags unsere Taschen ab, zahlten die Rechnung und packten die Motorräder. Den Weg zum internationalen Hafen hatten wir uns ja schon am Vortag angesehen.
So verabschiedeten wir uns im Hotel und fuhren los.
Angekommen an der Terminaleinfahrt mussten wir doch wieder zurückfahren, da es leider die falsche Einfahrt war. Schließlich fanden wir die Richtige und fuhren vor zur Fahrzeugkontrolle. Es dauerte eine geraume Zeit, bis wir wussten, wo wir welche Papiere und Stempel bekamen. Dann waren wir durch und fuhren weiter zu unserem Schiff. Dort standen schon drei weitere Motorradfahrer, die wir fragten, wie es jetzt weitergehen sollte.
Ach ja, die Motorräder waren jetzt ausgereist, aber wir noch nicht. Also mussten wir noch in den Neubau für Passagiere und selber ausreisen. Nach einer weiteren halben Stunde war auch das erledigt.

Unser Schiff die Sevastopol II

Jetzt checkten wir an Bord ein - aber ein Stempel fehlte noch auf irgendeinem Papier. Also mussten wir wieder zur ersten Zoll-Abfertigung zurück, bis wir den nötigen Stempel vorweisen konnten.
Dann brachten wir die Taschen und das weitere Gepäck in unsere Koje. Das war also unser Heim für die nächsten knapp zwei Tage. Als nächstes mussten wir uns darum kümmern, wie die Motorräder an Bord kommen.

Die Motorräder stehen vor dem Schiff verladebereit. Dann begann die Verladung an Bord mittels eines Bordkranes

Als die Motorräder an Bord waren gingen wir zurück auf den Pier. Wir setzten uns vor dem Gebäude auf die Stufen und genossen den Blick auf die andere Seite.
Durst hatten wir, aber im Inneren des Gebäudes gab nur Dutyfree-Läden, die Waren führten, die nicht ausgepreist waren. Wahrscheinlich musste man sich den besseren Preis erhandeln. Wasser hatten diese Läden leider nicht im Sortiment. Ich fragte also ein Grenzbeamten an der Sperre, ob ich noch mal raus dürfe, um Wasser zu holen. Kein Problem - also kaufte ich in einem Laden gegenüber dem Gebäude für $ 1,- 1 1/2 Liter Wasser, mehr war nicht rauszuhandeln, da wir keine türkische Lira mehr hatten. Egal, Wasser ist Wasser

An uns vorbei strömten jede Menge Passagiere mit unzähligen Taschen und Koffern zu den Schiffen. Man hatte den Eindruck, halb Istanbul sei leergekauft worden. Der überwiegende Teil der Vorbeiströmenden war weiblichen Geschlechts und manche mussten etliche Male hin und herlaufen, bis sie all ihr Gepäck auf dem Schiff hatten.
Auch wir liefen nach einiger Zeit zum Schiff zurück. Zeit hatten wir mehr als genug. Fahrplanmäßig sollte das Schiff erst am Abend um 10.00 Uhr auslaufen.
Wir füllten im Schiff die ukrainischen Einreiseformulare aus und gaben die Pässe ab. Die Schiffsoffizierin, die ein wenig englisch sprach, war uns dabei behilflich.
Eine Bedienstete die sie rief, zeigte uns wo an Bord der Speisesaal war und wo die Bar war, in der es Getränke gab. Nach der Schiffsexkursion suchten wir unsere Kabine auf und verstauten unser Gepäck.

Aussicht vom Panoramadeck

Dann setzten wir uns hoch auf das Panoramadeck. Wir lernten dort auch die beiden Engländer kennen, die wir mit dem Motorrad auf die Krim reisten. Zwei netten, sympathische Herren mit denen wir recht schnell Freundschaft schlossen - das Motorradfahren verbindet eben Menschen aus aller Welt. Von ihnen erfuhren wir auch, dass wir Vollverpflegung während der Fahrt hatten, wie wir waren sie in Gruppe 3 eingeteilt, da der Speiseraum zu klein für alle Passagiere auf einmal war.

Mittlerweile war es früher Abend geworden und es wurde weiterhin noch kräftig Fracht auf das Schiff geladen. Auch 5 neue Autos mussten noch platzfinden. Dazu wurden unsere Motorräder auf die Seite geschoben und an der Reling festgebunden, da man Angst hatte, dass diese bei Seegang umfielen und die Autos verkratzen könnten. Ohne Autos hätten die Motorräder auf ihrem ehemaligen Standplatz ungesichert gestanden. Offensichtlich war es dem Lademeister egal, ob sie umfielen oder nicht, wäre ja unser Problem gewesen.

Es ging los - ein Schlepper dreht das Schiff in Fahrtrichtung

Nach dem Abendessen setzten wir uns wieder mit einem Fläschchen Bier auf das Deck. Die Getränke an Bord konnten wir mit Dollar oder Euro bezahlen. Es war ein herrlicher Anblick, wie die Skyline von Istanbul im Dunkeln von tausenden Lichtquellen illuminiert wurde. Es wurde jetzt merklich kühler auf dem Deck und Manfred und Walter gingen runter in die Kabine. Ich wollte aber noch das Auslaufen mitbekommen, musste dafür aber noch einige Geduld aufbringen. Um Mitternacht war es dann soweit. Ein Schlepper zog unser Schiff in die Mitte der Fahrrinne und drehte es. Dann begann die Fahrt durch den Bosporus. Das Deck war voll mit Passagieren, die diesen überwältigenden Eindruck, wie unser Schiff an den von beiden Seiten beleuchteten Ufern vorbeiglitt, miterleben wollten. Langsam entfernten wir uns vom Zentrum und es leerte sich auf dem Deck. Nur die Hartgesottenen blieben im kalten Fahrtwind stehen und genossen diesen einmaligen und unvergesslichen Ausblick.

gefahrene Tageskilometer: 6